Sie hätte uns noch viel zu sagen gehabt

Ruth Finster spricht bei der Einweihung des neuen Dekanatszentrums.
Bildrechte Dekanat Esther Meist

Wir können es, so geht es zumindest mir, noch gar nicht fassen, dass Ruth Finster nicht mehr unter uns ist. Fast bis zum Ende des Jahres war sie aktiv mit dabei und auch das Bild, das sie bei der Einweihung des Dekanatszentrum zeigt, ist kein halbes Jahr alt. Natürlich wussten viele, dass sie mit ihrer Erkrankung kämpfte, aber dass es so schnell gehen würde, macht nicht nur mich sprachlos.

Ruth Finster war über viele Jahre in ihrer Kirchengemeinde Burghaslach, im Dekanatsbezirk Markt Einersheim und in der Landessynode engagiert. Vermutlich ist es kaum möglich, alle die Einrichtungen, Gremien und Vereine zu nennen, in denen sich Ruth Finster eingebracht hat.  Sie war jemand, der sich nicht hat bitten lassen, sondern dort Hand anlegte, wo immer sie gebraucht wurde. Dort fehlt sie jetzt.

Für Ruth Finster waren das keine Pflichtaufgaben, sondern, so habe ich das erlebt, eine Berufung. Sie wollte, dass es voran geht und sie hat sich mit großer Kreativität dafür engagiert, dass die Kirche nahe bei den Menschen bleibt.

Ich erinnere mich noch gut an die erste Begegnung mit ihr in der Landessynode. Damals war ich noch Referent im Landeskirchenamt. Sie fiel mir auf als konzentrierte Zuhörerin, der man abspürte, dass sie bei der Sache war. Entsprechend präzise waren ihre Nachfragen. Und dann war da dieses sympathische Blitzen ihrer Augen, wenn sie eine Idee hatte, wie es gehen könnte, und dann brachte sie das konstruktiv ein. Das war ganz wunderbar!

Brücken zu bauen, möglichst viele mitzunehmen, aber dann auch weiterkommen, das war ihr wichtig. Natürlich hatte sie die eigene Kirchengemeinde im Blick, trotzdem schaute sie weiter in die Region und in die Landeskirche. Dabei konnte sie durchaus nüchtern und sehr realitätsbezogen sein. Entsprechend engagierte sie sich im Finanzausschuss, damit die vorhandenen Mittel auch da ankommen, wo sie gebraucht werden.

Ihr ging es um eine Kirche, die sich für alle diejenigen stark macht, die sie brauchen, das begann mit der Kindertagesstätte und hörte bei den Senioren nicht auf. Ganz besonders wichtig war ihr die kirchliche Sozialarbeit, damit Menschen in Not nicht im Stich gelassen werden. Mit Martin Luther gehörten für sie zur Verkündigung die grundlegenden Bedürfnisse der Menschen unabdingbar mit dazu. Das Wort der Synode zur Diakonie, das sie in diesem Heft lesen, war eines der letzten Projekte, für das sich Ruth Finster eingesetzt hatte.

Viele, wie ich selbst, haben Ruth Finster sehr geschätzt, sie wird uns schmerzlich fehlen. Wir sind in der Trauer mit unseren Gedanken bei ihren Angehörigen und wir trösten uns, dass Ruth Finster auf unseren Gott vertraute, der sie jetzt bei sich aufgenommen hat.

Dekan Ivo Huber